Der Kunstbrücke Panketal – Jahresrückblick 2022 Teil 3 und Schluss
Am Montag, den 10. Oktober 2022, wurden sieben Stolpersteine zum Andenken an deportierte und ermordete Panketaler Mitbürgerinnen und Mitbürger verlegt. Diese Veranstaltung des Geschichtsvereins Panketal wurde durch die „Kunstbrücke“ organisatorisch und künstlerisch unterstützt.
Den Anfang machte der Stolperstein zu Ehren von Wolfgang Benning in der Goslarer Straße, zu dessen Verlegung sich zahlreiche Angehörige und Panketaler Bürger eingefunden hatten.
Es folgten die Verlegungen der Stolpersteine zu Ehren von Jenny Gold in der Straußstraße und der Familie Seelig in der Hufelandstraße.
Den Abschluss bildete der Stolperstein zu Ehren von Selma Kübler in der Heinestraße, die im KZ Theresienstadt ums Leben kam. Zu der Verlegung dieses Stolpersteins kamen auch Schüler der 9. Klasse des Freien Gymnasiums Panketal und legten Blumen nieder.
Am Vorabend fand im Panketaler Rathaus ein Festakt zum Gedenken an die sieben deportierten und verfolgten Panketaler statt. Zahlreiche Nachkommen der Familie Benning waren eigens aus den USA, Brasilien, der Schweiz und verschiedenen Teilen Deutschlands nach Panketal gereist, um dieser Ehrung und der Verlegung der Stolpersteine beizuwohnen.
Musikalisch eingeleitet wurde der private Teil des Festaktes mit dem Thema aus dem Film „Schindlers Liste“, von Charlotte Templin an der Solo-Violine, Elena Münster am Klavier, Niels Templin an der Violine, Frederieke Templin an der Viola und Regine Daniels-Stoll am Cello eindrucksvoll und einfühlsam aufgeführt.
Kurz nach 19:00 Uhr begann im Ratssaal der offizielle Teil der Veranstaltung, zu der zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger des Ortes erschienen.
Moderator Thorsten Wirth von der „Kunstbrücke“ führte durch den Abend.
Mittels eines Videos erfuhren die Teilnehmer näheres über die Orte der geplanten Stolpersteinverlegung.
Bürgermeister Maximilian Wonke brachte in seinem Grußwort seine Genugtuung darüber zum Ausdruck, dass die Stolperstein-Verlegung vor allem durch das bürgerschaftliche Engagement zahlreicher Panketaler Bürgerinnne und Bürger zustande gekommen sei. Das Bewahren von Erinnerung sei insbesondere in Zeiten wichtig, in denen sich Revisionismus wieder Bahn breche und Geschichte sich zu wiederholen drohe.
Anschließend stellte Walter Seger die sieben zu ehrenden Mitbürgerinnen und Mitbürger einzeln vor, unterstützt von einer Powerpoint-Präsentation mit Fotos und Dokumenten aus dem Archiv des Geschichtsvereins. Es sind dies im Einzelnen:
- Wolfgang Benning, 1943 im KZ Auschwitz ermordet,
- Jenny Gold, 1942 im Warschauer Ghetto ermordet,
- Selma Kübler, 1943 im KZ Theresienstadt ermordet,
- Salomon Seelig,
- Hedwig Seelig,
- Walter Gustav Seelig, alle drei 1943 im KZ Auschwitz ermordet,
- Emil Hans Seelig, 1942 im KZ Auschwitz ermordet.
Auch im offiziellen Teil der Veranstaltung setzten die bereits erwähnten Musikerinnen und Musiker zwischenzeitlich musikalische Akzente mit Werken des deutsch-böhmischen Komponisten Erwin Schulhoff (ermordet 1942 im KZ Wülzburg) sowie der polnischen Komponistin und Geigerin Gracina Bacewicz, welche die Zeit der Besatzung Polens durch Auftritte in Kaffeehäusern überstand.
Am Donnerstag, den 13. Oktober 2022 zeigte der Verein „Kunstbrücke Panketal e.V.“ den bewegenden Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“.
Im Jahr 1949 tritt der Musiklehrer Clément Mathieu seine Stelle an einem Internat für schwer erziehbare Jungen an. Der autoritäre Direktor Rachin arbeitet mit Bestrafungen und harten Methoden, die die Kinder jeden Tag über sich ergehen lassen müssen. Mathieu beschließt, einen Chor zu gründen, um frischen Wind in das von der Außenwelt isolierte Heim zu bringen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gewinnt er damit nach und nach das Vertrauen der Kinder und entdeckt im schwer zugänglichen Pierre Morhange ein Gesangstalent. Als nach einiger Zeit ein neuer Junge im Internat mit besonders aggressivem Verhalten aufgenommen wird, droht die neu gewonnene Harmonie schnell wieder zu zerbrechen.
„Die Kinder des Monsieur Mathieu“ gehört mit über sechs Millionen Zuschauern allein in Frankreich zu einem der erfolgreichsten französischen Filme der 2000er Jahre.
Im Anschluss an den Film bot sich die Gelegenheit, mit Musikern und Pädagogen zum Thema ins Gespräch zu kommen.
Am Sonnabend, den 19 November, wurde die Famile Bach im Rahmen eines Chorkonzertes in der Zepernicker St.-Annen-Kirche geehrt. Motto: Viele „Bäche“ in Panketal - Besinnliches Konzert in der Panketaler St.-Annen-Kirche. Gemeinsam mit dem Jungen Kammerchor Berlin unter der Leitung von Juliane Roever intonierte das Collegium Musicum Panketal Stücke aus den Federn von Mitgliedern der Familie Bach. Ob Motette, Suite oder Streichquartett – die ausgewählten Stücke zur Trauer und Trost wurden von den Sänger*innen und Musiker*innen stimmgewaltig und ausdrucksstark zur Aufführung gebracht.
Die Familie Bach prägte über einen Zeitraum von 150 Jahren das musikalische Leben in Mitteldeutschland. Wer etwas auf sich hielt, hatte „einen Bach“ als Kirchen- oder Hofmusiker. Johann Sebastian Bach, der berühmteste Spross dieser Musikerfamilie, sammelte in seiner Zeit als Thomaskantor in Leipzig im sogenannten Altbachischen Archiv die besten Werke seiner Vorfahren.
Zu Beginn erklang Johann Sebastian Bachs Motette „Oh Jesu Christ, mein´s Lebens Licht“ für Chor, Streicher und Blasinstrumente. Im Anschluss brachte der Chor die doppelchorige Motette „Unser Leben ist ein Schatten“ des ältesten überlieferten Bach-Vorfahren Johann (1604 bis 1673) zu Gehör.
Es folgten die Suite in G-Dur von Johann Ludwig Bach, „Lieber Herr Gott, weck uns auf“ aus der Feder von Johann Christoph Bach, das Streichqurtett in D-Dur von Johann Christian Bach sowie J.S. Bachs „Jesu, meine Freude“. Mit dem schlichten Choral „Es ist nun aus mit meinem Leben“ von Johann Christoph Bach endete das besinnliche Konzert zum Totensonntag.
Das gelungene Zusammenspiel von Kammerchor und Kammerorchester ermöglichte den Zuhörern in der Panketaler St. Annen Kirche einen hervorragenden Klanggenuss. Sowohl der vielstimmige Chor, der sich immer wieder umgruppierte, als auch die Musiker*innen erfüllten das Kirchenschiff bis in die hintersten Reihen mit kraftvollen Klängen.
Entsprechend begeistert äußerte sich das Publikum und spendete lang anhaltenden Beifall.
Traditionell unterstützt die „Kunstbrücke Panketal“ den bundesweiten Vorlesetag im November eines jeden Jahres. Auch an diesem 18. November waren – vermittelt durch unseren Verein – neun Vorlesende in vier Schulklassen und 6 Kita-Gruppen vor Ort und lasen auch heiteren, nachdenklichen und besonderen (Kinder-)Büchern. Unser Dank gilt den beteiligten Einrichtungen Grundschule Zepernick, den Kitas Pankekinder, Pankestrolche und Birkenwäldchen sowie natürlich den Vorlesenden Frau Bär und Frau Renault, Pfarrer Wolf Fröhling, den Gemeindevertretern Dr. Sigrun Pilz, Dr. Lothar Gierke und Olaf Mangold sowie Cassandra Lehnert und Jens Hünger aus der Panketaler Gemeindeverwaltung.
Wer zum nächsten bundesweiten Vorlesetag am 17. November 2023 ebenfalls in einer Panketaler Kindereinrichtung vorlesen möchte, kann sich jederzeit bei uns melden.
Von Macho-Nudeln bis Sterbeberatung – humoristische Lesung mit Jürgen Nowak in Panketal am Freitag, den 2. Dezember 2022
Bereits die ersten Worte des Gastes setzten den Ton: „Bitte erwarten Sie nicht zuviel von dieser Lesung. Ich habe ja eine Art Ratgeber zum Älterwerden geschrieben. Wenn ich mich hier umschaue – den meisten von Ihnen muss ich wohl keine Ratschläge mehr dazu erteilen.“
Jürgen Nowak, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber des Satiremagazins „Eulenspiegel“, nahm am Freitagabend kein Blatt vor den Mund und konfrontierte die rund 20 Zuhörenden mit mehr oder wenig launig formulierten Wahrheiten. Ob „Kleckerers Leid“ oder „Gammelfleisch“ - die humorvollen und (zumindest) leicht überzeichneten Alltagsbeobachtungen des Ruheständlers Nowak führen die Zuhörer und Leser in die Welt der „Macken, Marotten und Malaisen“ des Alterns und helfen durch die selbstironische Art der Formulierung dabei, diese Zustände leichter zu ertragen.
Dabei verschwimmen Realität und des Autors Fantasie zu einem eigenwilligen, manchmal auch satirisch-bissigen Abbild des Alltags. Mehrfach führte der Autor in den Zwischenpassagen augenzwinkernd aus, dass seine Frau ihm aufgetragen habe, zu erklären, dass die in den Geschichten beschriebene „Ehefrau Charlotte“ nichts mit der realen Charlotte zu tun habe.
Überhaupt – die zwischen den gelesenen Texten formulierten Bemerkungen stehen den Geschichten aus dem Buch in nichts nach.
Und so vergingen gut eineinhalb Stunden wie im Fluge und ein zufriedener Autor signierte gut gelaunten Besuchern seine Bücher, bevor diese mit ihren neuen Besitzern in die dunkle Nacht des Berliner Speckgürtels entschwanden.
PS: Wenn Sie sich jetzt fragen, was es mit den „Macho-Nudeln“ und der „Sterbeberatung“ auf sich hat, dann greifen Sie bitte zum Buch „Hey Alter!“ von Jürgen Nowak. Erhältlich in jeder Buchhandlung. Es lohnt sich!
„Drei Künstler – drei Welten“ - Werke von Mariia Mehidei, Helmut Bräutigam und JP Bouzac noch bis Ende Januar in Panketal zu sehen
Am Sonnabend, den 3. Dezember 2022 wurde im IB Mehrgenerationenhaus am Genfer Platz im Panketaler Ortsteil Schwanebeck eine ungewöhnliche Ausstellung eröffnet: Zeichnungen, Fotos und Aquarelle der drei Künstler*innen Mariia Mehidei, Helmut Bräutigam und JP Bouzac sind erstmals gemeinsam in einer Ausstellung zu sehen. Noch bis Ende Januar sind die ausgestellten Werke während der Öffnungszeiten des IB Mehrgenerationenhauses am Genfer Platz zu besichtigen.
Ihre Inspiration bezieht die 8jährige Mariia Mihidei, Schülerin aus Poltava und derzeit in Wandlitz lebend, aus Comics und TV-Serien, aber auch aus Motiven alter ukrainischer Traditionen.
Helmut Bräutigam, wortkarg, wenn es um die Einordnung und Wirkung seiner Kunst geht, ist der Zweite im Bunde. Seine Bilder zeichnen sich durch Abstraktion und Detailtreue aus. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ist tatsächlich wesentliches Element seiner Kunst. Denn Bräutigam überlässt die Wirkung seiner Bilder ganz dem Betrachter, der aus den zahlreichen Details sein ganz eigenes Bild zusammensetzt. Wichtiges Stilmittel des Künstlers dabei ist das Verfremden von Fotografien oder Grafiken am Computer.
JP Bouzac, in Cognac in Frankreich geboren und seit 30 Jahren in Panketal lebend, ist das künstlerische Gegenteil von Bräutigam: Ob Foto oder gemaltes Bild – sogar von weitem erkennt der Betrachtende das Motiv eindeutig. Details offenbaren sich beim genauen Hinsehen, verstärken die erste Sicht oder verändern sie bisweilen. Seine heute ausgestellten Bilder unter dem Oberbegriff „La mer“ wecken Sehnsüchte und Erinnerungen, aber auch traurige Wahrheiten wie Umweltverschmutzung und tote Geflüchtete werden sichtbar.
Musikalisch wurde diese ungewöhnliche Ausstellung begleitet von drei ebenso verschiedenen Musiker*innen. Zum einen von der neun Jahre alten Geigenschülerin Carlotta Watenberg, zum anderen von der Musikpädagogin und Klavierlehrerin Elena Münster, welche seit einigen Jahren in Panketal lebt. Abgerundet wurde die musikalische Umrahmung unter der Überschrift „La mer“ von Niels Templin, Musiklehrer und Leiter der Panketaler Regionalstelle der Neuen Musikschule.
Die Ausstellung mit Werken von Mariia Mehidei, Helmut Bräutigam und JP Bouzac ist während der Öffnungszeiten des IB noch bis Ende Januar zu besichtigen. Am 28. Januar wird die Ausstellung mit Lesungen und Musik feierlich beendet. Zu dieser Finissage sind Sie herzlich eingeladen.
Abschluss des Kulturjahres 2022 in Panketal mit „Weihnachtlicher Weltenreise“
Am Sonnabend, den 17. Dezember 2022 begann kurz nach 16:00 Uhr in der Mensa des Schulzentrums Zepernick die letzte Kulturveranstaltung 2022 der „Kunstbrücke Panketal“.
Rund 20 Musikerinnen und Musiker des „collegium musicum Panketal“, einem lockeren Zusammenschluss von Berufsmusiker*innen aus der Region, entführten das Publikum auf eine musikalische Reise durch Länder und Kontinente.
In seiner Anmoderation führte Niels Templin, Dirigent und Vorsitzender der „Kunstbrücke“ aus, dass es sich bei der „Weihnachtlichen Weltenreise“ um eine eigene Zusammenstellung unterschiedlichster musikalischer Werke handelt. Angereichert wurde die Musik durch kurzweilig präsentierte Informationen rund um weihnachtliche Bräuche, Mythen und Fakten. Diese wurden - unter dem Motto „Kerzenschimmer! Tannenduft! Weihnachtsmagie liegt in der Luft!“ - stimmungsvoll vorgetragen von Wichteline Birgit (Birgit Reinermann).
Gemeinsam mit den Wichtelvorfahren „Rosella von Rotmützchen“ und Wichtel „Klitzeklein“ begleitete das Publikum „Wichteline Birgit“ durch weihnachtliche Landschaften von Erzgebirge bis Rocky Mountains. Ob erster Christbaumschmuck aus Lauscha, ob tschechischer Winterwald („Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“) oder Engelbert Humperdincks „Sandmännchen“: stets erfuhr das staunende Publikum Kurzweiliges aus der Welt der Weihnachtsbräuche.
Das besinnliche ukrainische Stück „Shedryk“ wurde von Sylvia Lacchia ebenso eindrucksvoll interpretiert wie das heiter-beschwingte „White Christmas“.
Der südamerikanische Rhythmus von „Mi burrito sabanero“ (Esel nach Bethlehem) ließ die Besucher*innen schwungvoll mitwippen. Kurz vor Schluss begleitete das Publikum die „Petersburger Schlittenfahrt“ mit 100 kleinen Weihnachtsglöckchen im Takt und stimmte dann gemeinsam mit Sängerin Sylvia Lacchia und dem gesamten Orchester ein festliches „Oh du fröhliche … „ an.
Beim Verlassen der Veranstaltung äußerten sich zahlreiche Gäste sehr zufrieden oder gar begeistert. „Wir haben uns sehr wohl gefühlt und fanden die Veranstaltung sehr gelungen.
Meine Mutti ist sehr krank und war heute glücklich wie lange nicht mehr“, lobte eine Teilnehmerin abschließend.
Auch Niels Templin und die Helfer*innen des Vereins „Kunstbrücke“ zogen eine positive Bilanz: „Trotz einiger krankheitsbedingter Umbesetzungen“ konnten wir die Veranstaltung wie geplant durchführen, unser Dank gilt allen Akteuren und Unterstützern und natürlich auch der Verwaltung für die unkomplizierte Zusammenarbeit. Jetzt genießen wir etwas Ruhe und starten im neuen Jahr mit neuen Veranstaltungen wieder durch!“
Zu den geplanten Highlights 2023 gehören u.a. das Benefiz-und Friedenskonzert zu Gunsten der Ukrainehilfe, Filmabend und Diskussion zum Film „Komasaufen“ mit Regisseur Bodo Fürneisen sowie die für Juni, Juli und August geplanten Open-air-Kinovorführungen in Hobrechtsfelde. Näheres dazu erfahren Sie zeitnah unter www.kunstbrueckepanketal.de oder auf Facebook/KunstbrueckePanketal .
Abschließend noch einige Zeilen zu unserer Aktion „Flügel Paten gesucht“: Im Juni stellten wir die Aktion vor, bei der es darum geht, die Zwischenfinanzierung für einen Konzertflügel zu übernehmen, bis es möglich ist, das Instrument aus dem Hause „Wilh. Steinberg“ mit Haushaltsmitteln endgültig zu erwerben. Gern dürfen Sie auch jetzt noch „Flügel Pate“ werden und mit einer einmaligen oder regelmäßigen Geldspende dazu beitragen, diesen gut erhaltenen Konzertflügel für die Nutzung in unserer Gemeinde zu sichern. Wir danken den bisherigen Unterstützern.