Der "Kunstbrücke Panketal" Jahresrückblick 2021 Teil 2

Juli 2021 - Auf der Suche nach der Freiheit – Bilder von Sebastian Kommerell in Panketal zu sehen
Im IB Mehrgenerationenhaus am Genfer Platz fand am Sonntag, den 11.Juli die Eröffnung einer Ausstellung mit Bildern des Berliner Malers, Musikers und Künstlers Sebastian Kommerell statt. 
Als Thorsten Wirth vom Verein „Kunstbrücke Panketal e.V.“ kurz nach 18:00 Uhr das Wort ergriff, musste er den rund zwei Dutzend Anwesenden die traurige Nachricht verkünden, dass der Künstler, der seine Ausstellung persönlich eröffnen wollte, kurzfristig verletzungsbedingt stationär im Krankenhaus behandelt werden muss. 
Anstelle des geplanten Gesprächs, welches den Maler und Menschen Kommerell den Gästen näher bringen sollte, referierte Wirth die wesentlichen Stationen und Entwicklungsschritte des weit gereisten Künstlers Kommerell von der Ausbildung zum Grafiker und Plakatmaler über seine Ausreise aus der DDR 1989 und dem darauffolgenden Weg des jungen Mannes quer über verschiedene Kontinente und Kulturen. Ob Akt, Plakat, Porträt oder die in der Ausstellung gezeigten Landschaftsbilder – der Künstler versucht in seinen Bildern die Zeit einzufangen und ihre Spuren sichtbar zu machen. Wie einst die Impressionisten zeichnet und malt Kommerell meist vor Ort und kämpft gelegentlich mit den natürlichen Gegebenheiten wie Frost oder Hitze. 
Im Verlauf der Veranstaltung gelang es dem anwesenden Sohn Kommerells, telefonischen Kontakt zu seinem Vater im Krankenhaus herzustellen und via Lautsprecher erläuterte der Maler den dankbar lauschenden Gästen die eine oder andere Begebenheit zu den ausgewählten Bildern und beantwortete Fragen aus dem Publikum. 
„Mein Thema war immer die Freiheit, das Unangepasste, das Unkonventionelle“, antwortete der Künstler am Telefon auf die Frage einer Besucherin nach seiner Ausreise aus der DDR, „das kommt in meiner Kunst ganz klar zum Ausdruck.“
Während Stücke des Jazzpianisten Kommerell aus der Konserve im Hintergrund zu hören waren, standen die Anwesenden in kleinen Gruppen und mit Maske vor den Bildern und diskutierten, mutmaßten oder philosophierten über das Gemalte. Eine trotz Handicap gelungene Vernissage klang bei einem Glas Sekt „beswingt“ aus … 
August 2021 - Beindruckend und beklemmend – Annemarie Bruhns las aus „Iosua – ein Leben im Schatten“
Auf Einladung des Kulturvereins „Kunstbrücke Panketal e.V.“ las die in Bernau lebende Annemarie Bruhns am Donnerstag, den 12. August im IB Mehrgenerationenhaus Schwanebeck aus ihrem Debut-Roman „Iosua – Ein Leben im Schatten“. 
Joshua ist ein Krimineller mit Migrationshintergrund. Jedenfalls ist das der Stempel, der ihm aufgedrückt wird. Er selbst hat sich nichts davon ausgesucht. In Berlin geboren und aufgewachsen, versucht er seinen Namen Iosua ebenso wie seine rumänische Herkunft zu verdrängen. Als Taschendieb trifft er auf Isabelle. Wie ein Hoffnungsschein dringt sie in seine Welt voller Dunkelheit. Dunkelheit aus der es kein Entrinnen gibt, und so macht sich eine Atmosphäre breit, die einen bis in die Nacht verfolgt. Als dann ein Schuss fällt und ein toter Polizist am Boden liegt, scheint für den jungen Mann jegliche Hoffnung verloren … 
Mit viel Verständnis legt Bruhns die Entwicklung des Protagonisten Joshua dar, seine Suche nach dem eigenen Weg durch das Leben. Dabei begleiten wir den Kleinkriminellen durch vertraute und weniger bekannte Orte Berlins und des Umlands, die Annemarie Bruhns anschaulich beschreibt. 
„Mein Thema ist die Vorverurteilung“ sagt die meist heiter und beschwingt wirkende Autorin über ihren Roman. „Zum einen erlebt der „Held“ des Buches Vorurteile seiner rumänischen Herkunft wegen. Zum anderen ist seine Familie tief in kriminelle Machenschaften verstrickt, die auch den Jungen Iosua auf die schiefe Bahn lenken. Wie ein Mensch mit dieser doppelten Vorverurteilung umgeht, wie die Umwelt auf ihn reagiert, ob und wie man es schaffen kann, sich von diesen Fesseln zu lösen – das versuche ich in meinem Buch zu ergründen.“ 
Mit stimmungsvollen musikalischen Einlagen ergänzte die Autorin ihre Lesung am Klavier und gab Stücke des bedeutenden Komponisten und Pianisten Manfred Schmitz zum Besten.
August 2021 - Jazz unter Bäumen – Konzert mit dem Duo Sebastian Kommerell (Klavier) und Harold Mahl (Saxophon) im Rahmen des „Summer in the City – open air“ am „Alten Traumschloss“ am 15. August
Kaum erklangen die ersten Takte, begannen einige Anwesende mit den Füßen zu wippen. Am Sonntag Nachmittag, bei bestem Sommerwetter und einer leichten Brise, begann das diesjährige „Summer in the City“ - open air mit Sebastian Kommerell und Harold Mahl brasilianisch beschwingt. Klassiker des Bossa Nova wie „Mas Que Nada“ von Sergio Mendez oder Titel aus der Feder von Stanley Getz oder Joao Gilberto bestimmten den ersten Teil des Programms, mit welchem sich die beiden Künstler erstmals in Panketal präsentierten. Dabei gelang es den Musikern, den Klassikern eine eigene Note zu verleihen und so zu variieren, dass man das ein oder andere Stück durchaus neu entdecken konnte. 
Vor der traumhaften Kulisse des „Alten Traumschlosses“ bekamen die gut 40 Anwesenden zudem Kompositionen von Antonio Carlos Jobim, Miles Davis oder Michel Legrand zu hören. Hörenswert und ganz eigen auch die Interpretation von Stevie Wonders Hit „Isn´t She Lovely“.
Die Musiker äußerten sich begeistert über die Location und die Atmosphäre in Panketal.
„Wir sind froh, wieder vor Menschen spielen zu können. Und freuen uns über das aufmerksame Publikum“, erklärte der Saxofonist Harold Mahl in der Konzertpause. Und Sebastian Kommerell sekundierte: „Der Sound ist richtig gut. Und wir haben eine gute Möglichkeit, das Programm für unsere geplante Tour zu testen.“
Die Zuhörer genossen ein knapp zweieinhalbstündiges und unbeschwertes Konzerterlebnis unter Bäumen und blauem Himmel.
Ein herzlicher Dank der Kunstbrücke geht an Familie Neumann -Verein „Robert Koch Park e.V.“ - für die Überlassung und den Aufbau des Zeltes sowie an die Gemeinde Panketal für die Unterstützung und die unkomplizierte Zusammenarbeit.
August 2021 - Kino in Panketal "In meinem Kopf ein Universum"
Am Sonnabend, den 21. August, präsentierte der Kulturverein „Kunstbrücke Panketal e.V.“ im Ratssaal des Panketaler Rathauses auf vielfachen Wunsch erneut und diesmal in voller Länge den bewegenden polnischen Spielfilm „In meinem Kopf ein Universum“.
Mateusz ist ein Teenager. Er schaut Mädchen in den Ausschnitt, er sehnt sich nach Liebe, er macht sich Gedanken über sich und die Welt. Allerdings leidet Mateusz an einer zerebralen Nervenstörung und ist schwer körperbehindert. Er kann sich nicht mit anderen verständigen, bringt allenfalls ein paar Grunzlaute zustande und kann weder selbständig laufen, essen oder sich sonst wie versorgen. Erst nach vielen Jahren und einem langen Aufenthalt in einem Heim für geistig behinderte Menschen erkennt eine Logopädin seine Fähigkeiten und bringt dem jungen Mann das Bliss-Symbol-System bei, das zur Kommunikation mit der Außenwelt dient. Als er seiner Mutter schließlich den ersten Satz übermitteln kann, sind viele der Zuschauer im Saal überwältigt vor Erleichterung: „Ich bin kein Gemüse!“
„In meinem Kopf ein Universum“ ist kein „Behindertenfilm“, sondern eine Tragikkomödie über den Lebens- und Leidensweg eines jungen Mannes, der sein Leben selbstbestimmt gestalten will und an den Kommunikationsproblemen mit seiner Umwelt zu zerbrechen droht. Diese aller beschriebenen Probleme zum Trotz vorhandene Leichtigkeit ist es, die den Zuschauer nicht überfordert oder am Boden zerstört zurück lässt, sondern im Gegenteil dazu anregt, die Mitmenschen eines zweiten Blicks zu würdigen und auch einen anderen Blickwinkel auf die Umwelt einzunehmen.
Im Anschluss an die Vorführung gab es Gelegenheit zur Diskussion u.a. mit der Behindertenbeauftragten der Gemeinde, Ilona Trometer. In der anregenden Diskussion berichtete u.a. eine Neurologin aus ihrer langjährigen beruflichen Erfahrung mit dieser Thematik und verwies auf die Unterschiede in den Behandlungsansätzen zwischen früher und heute. Wichtig war auch festzustellen: Heute sind gleiche Chancen für Menschen mit Einschränkungen gesetzlich verankert! Inklusion ist kein Almosen, sondern Grundrecht! Nicht Menschen sind behindert, sondern Umwelt behindert Menschen.
(wird fortgesetzt)
 

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