Kino in Panketal "In meinem Kopf ein Universum"

Ich bin kein Gemüse!“ - Bewegender Film über einen schwerbehinderten Jungen und seinen Kampf für ein Leben in Selbstbestimmung

Am Dienstag, den 1. September 2020 fand im Ratssaal des Panketaler Rathauses ein außergewöhnlicher Film seine Aufführung. In Kooperation mit dem Verein „Kunstbrücke Panketal e.V.“ präsentierte die „Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung Barnim“ (EUTB) des „Landesverbandes für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Berlin-Brandenburg e.V.“ den polnischen Spielfilm „In meinem Kopf ein Universum“. Durch den Abend und die anschließende Gesprächsrunde mit Betroffenen, Vertretern der EUTB, der Behindertenbeauftragen der Gemeinde Panketal, Ilona Trometer sowie Panketals Bürgermeister Max Wonke führte bb-Radio-Moderatorin Clara Himmel.

Mateusz ist ein Teenager. Er schaut Mädchen in den Ausschnitt, er sehnt sich nach Liebe, er macht sich Gedanken über sich und die Welt. Allerdings leidet Mateusz an einer zerebralen Nervenstörung und ist schwer körperbehindert. Er kann sich nicht mit anderen verständigen, bringt allenfalls ein paar Grunzlaute zustande und kann weder selbständig laufen, essen oder sich sonstwie versorgen. Gefangen zwischen der Liebe seiner Mutter und unachtsamen Ärzten (Mateusz sei geistig behindert und „sabbert wie ein Hund“) ist er gefesselt im eigenen Körper. Erst nach vielen Jahren und einem langen Aufenthalt in einem Heim für geistig behinderte Menschen erkennt eine Logopädin seine Fähigkeiten und bringt dem jungen Mann das Bliss-Symbol-System bei, das zur Kommunikation mit der Außenwelt dient. Als er seiner Mutter schließlich den ersten Satz übermitteln kann, sind viele der Zuschauer im Saal überwältigt vor Erleichterung: „Ich bin kein Gemüse!“

„In meinem Kopf ein Universum“ ist kein „Behindertenfilm“, sondern eine Tragikkomödie über den Lebens- und Leidensweg eines jungen Mannes, der sein Leben selbstbestimmt gestalten will und an den Kommunikationsproblemen mit seiner Umwelt zu zerbrechen droht. Diese aller beschriebenen Probleme zum Trotz vorhandene Leichtigkeit ist es, die den Zuschauer nicht überfordert oder am Boden zerstört zurück lässt, sondern im Gegenteil dazu anregt, die Mitmenschen eines zweiten Blicks zu würdigen und auch einen anderen Blickwinkel auf die Umwelt einzunehmen.

In der anschließenden Gesprächsrunde betonte, Frau Zilinzki, die Mutter eines mehrfach behinderten Sohnes, wie wichtig Vernetzung und Austausch für Betroffene und Angehörige sind. Anja Binder von der EUTB stellte die Rahmenbedingungen für die Arbeit mit den Betroffenen dar und warb für mehr Unterstützung vor allem durch Politik und Krankenkassen.

Panketals Behindertenbeauftrage Ilona Trometer vergab der Gemeinde Panketal insgesamt gute Noten für den Umgang mit der Thematik, wies aber auch auf Defizite in der Umsetzung der Teilhabe für beeinträchtige Menschen hin. Bürgermeister Max Wonke warb in diesem Zusammenhang beim Straßenbau für die Errichtung von Fußwegen und deren Bedeutung für die sichere Nutzung von Straßen auch durch Mütter mit Kinderwagen, Behinderte oder ältere Menschen.

Moderatorin Clara Himmel befragte auch die unter den Zuschauern anwesende Ausnahme-Athletin Marianne Buggenhagen, welche dem Behindertensport in Deutschland wie keine zweite Gesicht und Popularität gab. Buggenhagen warb für mehr Konsequenz bei der Herstellung von Barrierefreiheit und konkret für die Errichtung einer 400-Meter-Bahn im neuen Sport- und Spielpark an der Straße der Jugend.

Aus Zeitgründen musste der 120-minütige Film stark gekürzt werden. Aus diesem Grund wird „In meinem Kopf ein Universum“ in der vollständigen Fassung noch einmal am 3. Dezember 2020 ab 19:00 Uhr im Ratssaal des Rathauses Panketal gezeigt. Anmeldungen dazu sind jederzeit willkommen unter

www.kunstbrueckepanketal.de bzw- telefonisch unter 030 – 98319876

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