Der "Kunstbrücke Panketal" Jahresrückblick 2021 Teil 1

Wenn wir auf das Kulturjahr 2021 zurück blicken, so geschieht dies wieder einmal mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Erneut musste vieles von dem, was sich die engagierten Mitglieder des Vereins „Kunstbrücke Panketal e.V.“ vorgenommen hatten, coronabedingt ausfallen oder verschoben werden.

Und trotzdem – es gab auch 2021 sehr gelungene Aufführungen, tolle Konzerte und bewegende Begegnungen in Panketal. Dieser Rückblick lässt sie noch einmal Revue passieren ...

Mai 2021: Die Ausstellung Wortgeschenke – Einblicke in ein wundervolles Buch

Es sollte eine große Vernissage werden. Der Anlass: Die über 170 Gemälde und Fotografien, die den bildnerischen Hintergrund für den 2018 im Verlag Andrea Schröder erschienenen prächtigen Lyrikband „Wortgeschenke“ bilden, sind zum ersten Mal gemeinsam in einer Ausstellung zu bewundern.

Coronabedingt mehrfach verschoben und letztlich auf die reine Ausstellung ohne offizielle Vernissage reduziert, sind die Bilder und Fotos nun erstmals vollständig in der Galerie des Rathauses Panketal zu sehen.

Annähernd 20 Künstlerinnen und Künstler sind mit ihren Werken an der Schau beteiligt. Die Grafiker, Maler und Fotografen stammen aus Berlin und Brandenburg. Sie sind Jugendliche wie Eve Kandora aus Bernau oder die Panketaler Schülerin Paula Looff, deren Bilder von Beginn und Abschied das Gedicht „Am Ende der Reise“ von Andrea Schröder so stimmungsvoll illustrieren. Es sind auch Abbildungen der erfahrenen Wandlitzer Künstlerin Katharina Bera zu sehen, deren Fotos Ausschnitte aus dem Alltag oder auch verwunschene Landschaften darstellen.

Die jüngste Fotografin war 12, der älteste Mitgestalter war 89 Jahre alt – fünf Generationen vereint dieses wort- und bildgewaltige Projekt. Die Bilder – Fotos, Collagen, Skizzen, Zeichnungen – laden ein, in stille Momente, besondere Augenblicke und unberührte (nahe) Natur einzutauchen.

Die Ausstellung „Wortgeschenke“ war bis Ende Juni in der Galerie des Rathauses Panketal zu sehen.

Juni 2021 – Die 7. Panketaler Kulturatge

Kulturtage die 1. - Schwungvoll in den Open Air-Sommer – Festliche Violinenklänge aus fünf Jahrhunderten

Das Hoffen von Mitwirkenden, Organisatoren und knapp 90 Anwesenden wurde belohnt: Am späten Sonnabend Nachmittag verzogen sich die Regenwolken und die Sonne beschien das Gelände vor der früheren Kita „Traumschloss“ auf dem Areal des Heidehaus-Campus in Zepernick. Im Rahmen der 7. Auflage der „Panketaler Kulturtage“ begann die Kultursaison 2021 mit einem wunderbaren Streifzug durch die Geschichte der Geige.

„Für die Kunstbrücke, aber auch für viele beteiligte Musiker ist es das erste Konzert nach der coronabedingten „Pause“ - und sicher auch für viele Besucher“, erklärt der Vereinsvorsitzende Niels Templin, der gut gelaunt durch das Programm führte. „Das bereits für 2020 geplante Konzert steht ganz im Zeichen des Instrumentes des letzten Jahres, der Violine.“ Gemeinsam mit der Kantorin Karin Zapf leitete der engagierte Musiklehrer das collegium musicum Panketal.

Den Mittelpunkt des ersten Teiles bildete das großartige Konzert h-Moll für vier Solo-Violinen, Solo-Cello und Streichorchester von Antonio Vivaldi, welches kein Geringerer als der junge Joh. Seb. Bach, die Konzerte Vivaldis bewundernd, für vier Cembali und Orchester bearbeitete. Mitwirkende Solisten waren hierbei Dorothee Mühleisen, Charlotte Templin, Marlene Keller und Niels Templin an den Solo-Violinen sowie am Cembalo Karin Zapf.

Nach der Pause erklang mit „Rondo e Saltarello“ das älteste Werk des Konzertes – komponiert vor 1560 von Tielmann Susato (1500-1560).

Alte Geigen für junge Talente

An dieser Stelle des Programms bat Niels Templin den emeritierten Musikwissenschaftler und ehemaligen Vereins-Vorstandskollegen Prof. Jürgen Elsner nach vorn. Zu einem ganz besonderen, und für einige anwesende Eltern auch emotionalen Höhepunkt des Tages wurde die Übergabe von drei ½ Violinen an drei junge Talente aus einer Schenkung von Jürgen Elsner an den Verein Kunstbrücke Panketal.

Die drei Instrumente, nach Angaben des Überlassers aus seinem Privatbesitz stammend und nach Schätzung eines Sachverständigen alle zwischen 100 und 120 Jahre alt, wurden frisch restauriert und werden durch die Kunstbrücke Panketal künftig jungen Musikern im Alter zwischen sieben und 11 Jahren leihweise zur Verfügung gestellt.

„Die Violinen, auf denen ich als Kind schon gespielt habe, haben lange genug ungenutzt herum gelegen. Eine wird jetzt seit 80 Jahren erstmals wieder gespielt. Musik ist wichtig, sie ist gut für die Seele. Ich muss das wissen, schließlich habe ich mich mein Leben lang mit Musik beschäftigt“, erklärt ein sichtlich gut gelaunter und für seine 89 Jahre erstaunlich munterer Prof. Elsner unter Beifall.

„Der Verein „Kunstbrücke Panketal“ steht für die Vernetzung von Kunst und Kultur mit künstlerischen und kulturellen Bildungsangeboten“, führt Niels Templin weiter aus. „Ein wichtiges Anliegen des Vereins von Beginn an ist die Förderung junger musikalischer Talente. Deshalb freuen wir uns um so mehr über diese Überlassung, die es jungen und talentierten Nachwuchsmusiker*innen wie Carlotta (7), Nikolaus (7) und Natalia ( ermöglicht, mit dem von der Größe passenden Instrument üben zu können. Wir freuen uns sowohl über den Neu-Start der Kultur und natürlich auch über die großartige Spende und die damit geschaffenen Möglichkeiten der Förderung junger Talente.“

Unmittelbar im Anschluss erhielten die drei jungen Musiker*innen die Gelegenheit, ihr Können zu zeigen und die neuen Instrumente klangvoll vorzuführen. Sie spielten, unterstützt vom Orchester, Beethovens „Ode an die Freude“. Der Beifall dauerte lange an.

Kulturtage die 2. - Tod in der Wohngruppe: Soko Handicap ermittelt – ein unterhaltsamer Abend mit Thomas Franke

Am Freitag, den 18. Juni, war Thomas Franke zu Gast im Gemeindehaus St. Annen. Der Berliner Autor, der als Sozialpädagoge für Menschen mit Behinderung tätig ist, las aus seinem Kriminalroman „Der Tote und der Taucher“. Das Buch führt uns in die Lebenswelt einer ganz besonderen Wohngruppe. In ihr leben mehrere Menschen mit Behinderung - unterstützt durch Pflegende - und führen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben. Als sie eines Morgens erfahren, dass ein Mitbewohner die Nacht nicht überlebt hat, sitzt der Schock tief. Doch offenbar sind zur nächtlichen Stunde seltsame Dinge geschehen. Warum ist der Autist Keno wie aufgelöst und spricht immer wieder von einem Taucher? Was hat die kleine Wunde am Arm des Verstorbenen zu bedeuten, und warum hat es dessen Familie so eilig, ihn unter die Erde zu bringen? Die Fragen lassen Theo und seine Freunde aus der WG nicht los, und sie beschließen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen ...

„Es ehrt Sie, dass Sie heute trotz Fußball und Hitze hier anwesend sind“, begrüßte der gut gelaunte Autor und Sozialpädagoge die ca. ein Dutzend Zuhörenden, die sich trotz rekordverdächtiger Temperaturen in den schattigen Räumen des Gemeindehauses St. Annen zusammengefunden hatten. Und nach kurzen einleitenden Worten begann der Autor aus seinem Roman zu lesen und nahm die Anwesenden mit in die Räume der Wohngruppe und hinein in eine informelle „Zeugenbefragung“, bei welcher die Zuhörer mit den Bewohnern und Freunden des Verstorbenen Mike erste Bekanntschaft schließen.

Zwischendurch beschrieb Franke den Anwesenden einige der erwähnten Krankheitsbilder, erklärte Abläufe und Vorgänge in einer solchen WG und gab einen Einblick in sein berufliches Leben, das die Hintergründe für diesen Roman lieferte.

Auch wenn das Anliegen des Autors, beeinträchtigte Menschen als „ganz normale Mitmenschen“ darzustellen, deutlich zutage tritt, tut dies der Spannung und dem Lesevergnügen des Buches keinen Abbruch. Im Gegenteil – als Leser hat man den Eindruck, klüger aus der Geschichte herauszukommen, als man hineingegangen ist.

Die Mischung aus Lesung und Gespräch und vor allem die ruhige, freundliche und offene Art des Autors kamen bei den Zuhörenden sehr gut an. Und so gab es am Ende des Abends lang anhaltenden Beifall.

Kulturtage die 3. - Ein Franzose unter Preußen – erste Lesung von JP Bouzac in Panketal

Am Freitag Abend, den 25. Juni, fand eine „Lesung mit Bildern“ statt, die mehrfach angekündigt und coronabedingt auch mehrfach verschoben werden musste.

Der in Panketal lebende JP Bouzac veröffentlichte in den letzten Jahren u.a. zwei Bücher mit Anekdoten und Erlebnissen eines Franzosen in Deutschland und schildert in ihnen u.a. seine Erlebnisse als Besatzungssoldat in Berlin („Mein kalter Krieg“) sowie seine Eindrücke vom Leben in Brandenburg („20 Jahre in Preußen“).

Während seine Frau, die Ärztin Sabine Renault, die Geschichten mit klarer Stimme vorlas, ergänzte der Autor mit launigen und witzigen Kommentaren das Gelesene. Die so entstehende lockere Atmosphäre trug auch zum Gelingen des Abends bei. Nebenbei verwies der Künstler auf das eine oder andere passende Bild und gab kurze Erläuterungen dazu ab.

Ein weiterer Gast des Abends war der vietnamesische Autor und Übersetzer Dang Lanh Hoang. In dem Buch „Mauerfälle – Geschichten eines vietnamesischen Berliners“ schildert er seine persönlichen Erlebnisse in der DDR sowie in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung. Hoangs Sohn las aus dem Buch, welches JP Bouzac mit Collagen, Zeichnungen und Acrylbildern illustriert hat.

Die knapp 20 Anwesenden, darunter auch mit dem Fahrrad aus Pankow angereiste Berliner, genossen die sehr persönliche Lesung und das freundliche Umfeld im IB Mehrgenerationenhaus am Genfer Platz im Panketaler Ortsteil Schwanebeck.

Wird fortgesetzt ...

 

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