Kino in Panketal

Von „Kleiner Prinz“ bis „Sachsenklinik“ - ein gelungener Kinoabend mit Monika Lennartz in Panketal

Dicht gedrängt sitzen die Gäste des IB Mehrgenerationenhauses am Genfer Platz in Schwanebeck, als sich eine kleine, zierliche Frau zielstrebig ihren Weg durch die Stuhlreihen bahnt und spontan Applaus erklingt. Die Schauspielerin Monika Lennartz, heutigen Fernsehzuschauern unter anderem bekannt aus ihrer Rolle als Luise Brenner im TV-Dauerbrenner „In aller Freundschaft“, ergreift nach kurzer Begrüßung das Wort. Eigentlich, so Lennartz, wollte sie gemeinsam mit Christel Bodenstein aus Anlass der Kino-Aufführung des DDR-Fernsehfilms „Der kleine Prinz“ hier in Panketal zu Gast sein. Schließlich habe sie selber in dieser Verfilmung lediglich der „Rose“ ihre Stimme geliehen. Um so bedauerlicher sei die gesundheitsbedingte Absage von Christel Bodenstein.  Monika Lennartz verlas einige  Worte ihrer erkrankten Kollegin, aus denen hervorging, wie sehr sich die Darstellerin des „kleinen Prinzen“ die Aufführung dieses Filmes immer gewünscht hatte und wie sehr sie das jahrzehntelange Warten darauf verdross. „Das Fernsehen hatte versäumt, bei den Franzosen, den Erben Saint-Exupérys, die Senderechte zu erwerben“, berichtet Lennartz. „und so wurde dieser tolle Film, der für die Einführung des Farbfernsehens in der DDR 1966 gedreht worden war, nur einmal klammheimlich 1972 im Spätprogramm des DFF-2 versendet. Das war enttäuschend!“

Anschließend erlebten die Anwesenden einen ganz besonderen Filmabend. „Der kleine Prinz“ aus dem Jahre 1966 stellt ohne Zweifel eine Ausnahme im Schaffen von Konrad Wolf, des möglicherweise bedeutendsten Filmregisseurs der DDR, dar. Gedreht wurde der Film auf Orwo-Color, was den Streifen farbgewaltig, fast grell, erscheinen läßt. Das futuristisch-puristische Studio-Bühnenbild (Szenenbild: Alfred Hirschmeier) wirkt zeitlos modern, ebenso die Kostüme der Protagonisten von Prinz, König, Eitlem, Laternenanzünder und und und … Der Lederanzug, in welchem Inge Keller als „Schlange“ ihren kurzen, aber fulminanten Auftritt absolviert, könnte direkt aus dem Fundus von „Mrs Peel“ aus dem Sechziger-Jahre-Straßenfeger „Mit Schirm, Charme und Melone“ stammen. Der „Märchenstoff“ des französischen Schriftstellers und  Aufklärungsfliegers Antoine de Saint-Exupéry kommt in der Erzählweise Konrad Wolfs existenzialistisch daher, stellt mehr Fragen als er Antworten gibt und lässt den Zuschauer gleichermaßen berührt und doch auch etwas ratlos zurück. Manfred Krug singt die Titel-Ballade ruhig, nachdenklich und gefühlvoll. Als die letzten Takte verklingen, brandet erneut Beifall auf.

Nach einer kurzen Pause beginnt die Gesprächsrunde. Monika Lennartz erzählt von ihrer Freundschaft mit Christel Bodenstein, von ihrer Zeit am Gorki-Theater, von ihrer ersten Begegnung mit dem Ehepaar Wolf / Bodenstein in deren Wohnung …

„Ich hatte den Film vor Jahren schon einmal gesehen“, erklärt die grazile Frau. „Allerdings konnte ich mich nicht mehr an die Eingangssequenzen des Films erinnern. An die Bilder von zerstörten Städten und verängstigten, wehrlosen Frauen und Kindern. Dies scheint eine Reminiszenz des Regisseurs an die Person des Autors zu sein, an sein Leben als Flieger und Kriegsaufklärer.“

Die Fragen aus dem Publikum, moderiert vom Vorsitzenden des Vereins „Kunstbrücke Panketal e.V.“, Niels Templin, beziehen sich auf den gezeigten Film ebenso wie auf Leben und Wirken der Schauspielerin.  Ob die Geschichte eher für Kinder oder für Erwachsene gedacht ist, möchte jemand wissen. „Ich vermute, viele Erwachsene verstehen sie nicht wirklich, und die Kinder nehmen sich ihren Teil daraus“, erklärte Monika Lennartz. „Die Erzählung ist hoch philosophisch und komplex. Und doch so berührend. Am letzten Tag der Dreharbeiten haben die Beteiligten geweint, hat mir Christel (Bodenstein) noch erzählt.“

In kleiner Runde wird die Idee geboren, im Herbst noch einmal einen Kino-Abend mit dem „kleinen Prinzen“ zu veranstalten, denn auch die für Freitag und Sonnabend geplanten weiteren Veranstaltungen sind allesamt ausverkauft. So werden von Donnerstag bis Sonnabend gut 180 Panketalerinnen und Panketaler sowie Gäste aus Wandlitz, Schönow, Bernau und Buch diesen Film gesehen haben.

„Toller Abend! Ein starker, wichtiger Film“, erklärt ein Gast aus Ahrensfelde. „Wir kommen wieder!“

Als gegen 22:00 Uhr die letzten Besucher das Mehrgenerationenhaus am Genfer Platz verlassen haben, rücken die Mitglieder der Kunstbrücke die Stühle für den nächsten Tag zurecht. 

Die Veranstaltungsreihe „Kino in Panketal“ wird fortgesetzt. Der nächste Filmabend findet im Rahmen der Panketaler Kulturtage im Mai statt. Zu sehen ist der bewegende Film „Music of the heart“ (USA 1999), der die reale Geschichte der Violinistin Roberta Guaspari (Meryl Streep) erzählt, die sich für ein Musikprojekt in einer Schule in East Harlem engagiert und gegen alle Widerstände für dessen Fortführung kämpft.  

 

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