Kino in Panketal "Komasaufen"

Vom Suchen und von Süchten – Wenn Filmdrama und Leben aufeinander prallen
Am Freitag, den 10. Februar 2023, präsentierten wir das bewegende deutsche TV-Drama „Komasaufen“. 
Bisher hat Lukas mit Alkohol nicht viel zu tun gehabt, aber nach einem ausnahmsweise erfolgreichen Nachmittag in der Werkstatt seines Vaters bemerkt er die entspannende Wirkung eines Feierabendbiers. Auch in der Clique, in der Hochprozentiges eine Selbstverständlichkeit ist, wird alles einfacher, als Lukas mitzutrinken beginnt. Er kommt sogar der reizvollen Sylvia ein bisschen näher und ist dabei, als die verhasste Mathelehrerin gedemütigt wird. Lukas macht sich nicht klar, welche Folge der exzessive Alkoholkonsum für ihn und die anderen hat. Aber auch Mutter Beate bemerkt nicht, dass der erste Vollrausch ihres Sohnes ein tiefer gehendes Zeichen ist. 
Erst als am Ende des Films ein Mensch stirbt, gelingt es Lukas, sein Leben zu ändern. Die Zuschauer, die an diesem Freitag der Filmvorführung beiwohnen, sind betroffen und brauchen ein paar Minuten, um sich bzw. die passenden Worte zu finden. 
Regisseur Bodo Fürneisen (Buch: Bernd Böhlich), der das aufrüttelnde Drama 2013 für das Fernsehen inszeniert hat, berichtet von den Schwierigkeiten, dieses harte Ende beim Sender durchzusetzen. „Uns war von Anfang an klar, dass wir nach dieser Geschichte kein „Ist ja alles gar nicht so schlimm-Ende“ zeigen können“, erklärt Fürneisen in der anschließenden Gesprächsrunde. „Beim Sender mussten wir lange diskutieren, bis wir das drehen konnten.“ 
Zustimmung dazu unter den Gästen, von denen mehrere innerhalb der Familie von ähnlich dramatischen Erfahrungen berichten können. 
Auch wenn die offiziellen Zahlen alkoholbedingter Krankenhausbehandlungen bei Jugendlichen zuletzt leicht rückläufig sind, gibt es in Bezug auf Alkoholmissbrauch bei jungen Menschen keine Entwarnung. Allein 2019 gab es über 20.000 gemeldete Fälle. In der Altersgruppe der 10 bis 14 Jährigen stiegen die Zahlen sogar! Der ebenfalls anwesende Stephan Graupner von der Drogenberatungsstelle „experience“ in Bernau vertraut den genannten Zahlen nur teilweise. „Das sind die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer dürfte höher sein“. Er schildert aus seiner Sicht die Probleme bei der Suchtberatung und rückt zurecht, was im Volksmund etwas vereinfacht dargestellt wird: „Sucht kommt nicht unbedingt von „Suchen“, sondern sollte in erster Linie als Krankheit betrachtet und behandelt werden!“ Derjenige, der gern mal ein Glas Bier trinke, sei auch nicht automatisch ein „Süchtiger“, ordnet Graupner ein. Es bedarf dazu mehrerer physischer und psychischer Faktoren wie dem Drang, Drogen zu konsumieren und seinen Tagesablauf danach auszurichten z.B. 
Kritisch bemerkt der ehemalige Jugendarbeiter, dass sich unser Schulsystem seit mindestens 15 Jahren nicht verbessert hat und die aufklärende Arbeit unter Schülerinnen und Schülern nicht immer erleichtert.
 

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